Zeitzeugen

Die beiden Klassensprecher der 10a bedanken sich bei Herrn Schwerk für den interessanter Vortrag.

Besuch eines Zeitzeugens im Geschichtsunterrichts

Mit der S-Bahn in die Freiheit

Nachdem sich die 10a in der Zeit zwischen den Sommer- und den Herbstferien intensiv mit der Idee des Sozialismus und der DDR, dem „real existierenden“ Sozialismus beschäftigt hatte und das erarbeitete Wissen auf der Klassenfahrt nach Berlin in der Woche nach den Herbstferien intensivieren konnte, war es nun soweit, dass mit Herrn Michael Schwerk ein Zeitzeuge den Schülerinnen und Schülern anschaulich von seinen Erfahrungen in der DDR und von seiner – gelungenen – Flucht aus der selbigen erzählen konnte.

Michael Schwerk, 1943 in Waldenburg/Schlesien geboren und im sächsischen Pirna aufgewachsen, schilderte den Schülerinnen und Schülern eindringlich, wie stark er als Jugendlicher und junger Erwachsener mit den SED-Regime gehadert hatte und wie dann langsam sein Entschluss herangereift war, aus der DDR zu flüchten.

Als er seinen Wehrdienst bei der Bereitschaftspolizei Wandlitz ableistete, ergab sich die Möglichkeit, eine S-Bahn durch das Ziehen einer Notbremse an einer grenznahmen Stelle zum Stehen zu bringen. Noch aus dem fahrenden Zug sprang er heraus. Obwohl er sich zuvor intensiv mit den örtlichen Gegebenheiten an dieser Stelle beschäftigt hatte, war ihm nicht bewusst gewesen, dass er zum einen mit seinem ersten Schritt aus der S-Bahn heraus eine Alarm auslösen würde und zum anderen hatte er von der Existenz eines 4,80m tiefer liegenden ausgedienten S-Bahn-Schachtes nichts gewusst, der ihm nun den Weg in die Freiheit versperrte. In voller Panik sprang er trotz der Höhe in den Schacht und verletzte sich wie durch ein Wunder nicht. Dieses Wunder dürfte er der Tatsache verdankt haben, dass er ein begeisterter und durchtrainierter Hobby-Turner war. Dies ermöglichte ihm auch, das fast Unmögliche zu vollbringen und auf der anderen Seite des Schachtes wieder herauszuklettern. Dazu genügten ihm wenige Unregelmäßigkeiten an der Wand des Schachtes. Nachdem er zwei weitere Stacheldrahtzäune überwunden hatte, gelangte er in den Westen.

Anders als die Zeitzeugen, die die Schülerinnen und Schüler der 10a auf der Klassenfahrt bei einem Besuch der Gedenkstätte Hohenschönhausen kennengerlernt hatten und deren Flucht gescheitert war, schaffte es Michael Schwerk, sich in der BRD ein neues Leben ohne Angst aufzubauen.

Den Schülerinnen und Schüler wurden durch die eindringlichen Schilderungen dieses und der anderen Zeitzeugen in Hohenschönhausen nochmals bewusst, wie wertvoll es ist, in einer Demokratie zu leben.